Eine auffällige Tastuntersuchung der Prostata (Vorsteherdrüse), ein verdächtiger Bereich im Ultraschall oder erhöhte Blutwerte des prostataspezifischen Antigens (PSA) können auf das Vorliegen eines Prostatakrebses hinweisen. Der PSA-Wert kann aber auch bei einer gutartig vergrößerten Prostata (Prostatahyperplasie) oder einer Entzündung der Prostata (Prostatitis) vorliegen. Eine weitergehende Abklärung ist jedenfalls ratsam und wird in der Regel mittels einer Prostatabiopsie - auch Prostatastanzbiopsie genannt - vorgenommen.
Hierbei handelt es sich um die Entnahme von Gewebe aus der Prostata zwecks anschließender Untersuchung unter einem Mikroskop. Die Prostatabiopsie ist ein sicheres Verfahren und stellt zurzeit die beste Möglichkeit zum Beweis oder Ausschluss von verdächtigen Befunden hinsichtlich einer bösartigen Veränderung in der Prostata dar, ohne dass gleich ein großer operativer Eingriff erfolgt.
Bevor der Urologe zur Durchführung einer Entnahme von Gewebe aus der Prostata rät, werden von ihm vorher einige wichtige Untersuchungen durchgeführt. Neben der Tastuntersuchung der Prostata vom Enddarm aus sind dies eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) sowie die Bestimmung des PSA-Wertes. Erst wenn die Ergebnisse dieser Untersuchungen keinen endgültigen Schluss ergeben, somit der Verdacht auf das Vorliegen einer Krebserkrankung nicht ausgeräumt werden konnte, wird eine Probebiopsie angeraten. Dazu ist es wichtig, dass der Patient ein ausführliches Gespräch mit seinem Urologen führt, in dem dieser die Vorteile, aber auch die typischen Gefahren und mögliche Folgen des Eingriffs erklärt. Eine gute und ausführliche Information trägt also dazu bei, dass der Patient beruhigt in den Eingriff einwilligen kann.
Vor dem Eingriff steht das Gespräch mit dem Urologen. Hier sollte der Patient nach allem fragen, was ihm wichtig erscheint. In der Regel erhält der Patient zusätzlich Informationsmaterial zum Selbststudium und einen Fragebogen, auf dem Angaben zu Operationen, zu eingenommenen Medikamenten oder Risiken wie Allergien gemacht werden sollen. Besonders wichtig ist dabei, Medikamente anzugeben, die die Blutgerinnung verändern (z. B. Aspirin, ASS, Marcumar etc.). Eventuell wird der Urologe ein Antibiotikum verordnen, um einer Infektion nach der Prostatabiopsie vorzubeugen.
Die Prostatabiopsie ist ein Eingriff, der keines stationären Aufenthalts in einem Krankenhaus bedarf. Eine Narkose ist in den meisten Fällen nicht erforderlich. Die Biopsie erfolgt über den Enddarm. Zuvor wird mit einem speziellen Mittel die Schleimhaut örtlich betäubt und gleitfähig gemacht. Die Nadel zur Entnahme der Gewebeprobe ist innen hohl und wird regelhaft mit dem Ultraschallgerät in den Enddarm geleitet. Der Urologe nimmt seinen Finger zur Kontrolle und Führung mit zur Hilfe. Die Treffsicherheit der Punktion wird durch die Verwendung des an die Punktionsnadel gekoppelten Ultraschallgerätes erheblich verbessert.
Bei der Biopsie werden immer mehrere Stanzen entnommen. Angestrebt wird die gezielte Gewebeentnahme aus den bei den Voruntersuchungen als auffällig erkannten Bereichen der Prostata. Die Stellen der jeweiligen Probenentnahme werden dokumentiert, um sie später bei der feingeweblichen Untersuchung richtig zuordnen zu können, was für die spätere Planung einer weiteren Behandlung wichtig ist. Je nach Entnahmeort der Biopsie aus der Prostata können Rückschlüsse auf die Ausbreitung der Erkrankung gemacht werden.
Die Gewebeproben werden von einem Pathologen aufbereitet und untersucht. Dazu wird das Gewebe der Biopsie eingefärbt und unter dem Mikroskop begutachtet. Letztlich können auch durch ergänzende feingewebliche (histopathologische) Untersuchungen normale von bösartigen Prostatazellen unterschieden werden. Hat sich der Verdacht auf einen Prostatakrebs bestätigt, wird der Grad der Bösartigkeit der Tumorzellen bestimmt. Je mehr sich die Prostatakrebszellen von normalen Prostatazellen unterscheiden, desto unreifer und aggressiver ist der Tumor. Ein unreifer Prostatakrebs wächst in der Regel schnell und führt in kurzer Zeit zu Tumorabsiedelungen (Metastasen, Tochtergeschwülsten).
Der Eingriff selbst dauert nur kurz. Nach dem Eingriff bleiben die Patienten noch für eine gewisse Zeit zur Beobachtung. Vor der Entlassung wird eine Urinkontrolle durchgeführt, um eine stärkere Blutung auszuschließen. Finden sich kleinere Mengen Blut im Urin, im Samenerguss oder auf dem Stuhl sowie ein leichtes Druckgefühl, ist dies nicht besorgniserregend. Durch reichliches Trinken nach dem Eingriff kann der Urin verdünnt werden, eventuell vorhandene Blutgerinnsel werden dadurch problemlos aus der Harnblase ausgespült. Für ein paar Tage nach dem Eingriff ist in jedem Fall körperliche Schonung ratsam. Durch die eventuelle Einnahme von Schmerz- oder Beruhigungsmitteln wie auch durch die örtliche Betäubung kann die Verkehrstüchtigkeit vorübergehend eingeschränkt sein. Patienten sollten aus diesem Grund auf das Führen eines Fahrzeuges am Tag des Eingriffs verzichten.
In der Regel verläuft die Prostatabiopsie ohne Komplikationen. In seltenen Fällen können jedoch Schmerzen, Temperaturerhöhung, Fieber oder Schüttelfrost auftreten. Hier sollte unverzüglich der Arzt aufgesucht werden, da die Möglichkeit einer Prostataentzündung (Prostatitis) besteht. Ebenso ist eine Abklärung erforderlich, wenn stärkere Nachblutungen aus dem Enddarm oder der Harnröhre sowie Kreislaufprobleme auftreten.
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